Re:Vodafone CableMax 1000 - 39,99€
von Border am 18.02.20 um 14:42
Antwort auf: Re:Vodafone CableMax 1000 - 39,99€ von URmeL

>>>Eher Auenland-Randgebiet. Ich wohne mittlerweile in Helsa, das ist ca. 10km östlich von Kassel.
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>>Habe das mal schnell gegoogelt und finde dass jetzt nicht wirklich weit weg vom Schuss. Sicher nicht Großstadtlike aber auch nicht extreme Pampa.
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>War auch eher auf die Internet-Verfügbarkeit bezogen. Verkehrstechnisch bin ich teilweise schneller in der Stadtmitte von Kassel als jemand der am westlichen oder südlichen Stadtrand wohnt.
>Im nächsten Ort Richtung Kassel gibt's auch Glasfaser, aber bei uns steht einfach seit Jahrzehnten die Zeit still. Wobei, das stimmt nicht ganz: Für die Windräder, die um uns herum stehen, wurde Glasfaser verlegt. Und auch für einen großen Komplex für betreutes Wohnen. Aber anstatt da gleich mal ein Verteiler im Ort aufgestellt wird, wenn sowieso schon Straßen aufgerissen werden, führt nun eine einzelne, mehrere Kilometer lange, Glasfaserstrecke von einem Haus bis in einen Verteiler im Wald. Direkt bei den Schwiegereltern vor dem Schlafzimmerfenster entlang.
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>>> Einen Ort weiter gibt es sogar noch nichtmal mehr 3G/4G, da ist der einzige Internetempfang über T-Mobile Edge möglich.
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>>In einem solchen Fall würde ich auf Internet per Satellit umsteigen. Sowas wie skydsl. Ist ja inzwischen durchaus bezahlbar und was ich bei meiner kurzen Recherche gesehen habe auch gar nicht mal mehr so langsam. (Premiumvariante mit 50/6 - finde ich ok wenn sonst nix geht)
>>Die Ping Zeiten sind wohl sicher noch immer aus der Hölle aber bevor ich mit 1-2 Mbit oder - noch schlimmer - Edge rumgurke, why not.
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>>Edit: Gerade nochmal kurz nachgelesen. Skydsl ist anscheinend Müll. Sorry. Uff. Dann hilft wohl nur auf 5G Ausbau hoffen oder umziehen.
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>SkyDSL funktioniert wohl nur dann, wenn ein Mindestmaß an Upload gegeben ist, was hier natürlich nicht der Fall ist.
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>Ein kleines Fünkchen Hoffnung gibt es noch: Im April will der derzeitige Anbieter eine Glasfaser-Infoveranstaltung geben. 60% aller Haushalte müssten mitmachen für einen FTTH-Ausbau. Aber ehrlich gesagt weiß ich nichtmal, ob ich das will. Die bieten heute 50 Mbit an und liefern keine fünf. Wer sagt, dass bei GF dann mehr ankommt? Wenn der Fördertopf einmal in Anspruch genommen wurde, darf kein zweiter Anbieter mehr kommen und das heißt, wir müssen mit dem leben, was da ist, bis es eine neue Technologie gibt.


Oh je... das klingt fast so, als sei euer Ort Opfer des "never shoot first" geworden. Dabei will kein Anbieter der Erste sein. Das war bei einem Nachbarort meiner Eltern so. Die Gemeinde (recht klein, 2.000 Einwohner oder so) ist jahrelang sturmgelaufen, damit endlich mal etwas oberhalb von einem Mbit passiert. Tatsächlich gibt es dort nach wie vor die alten DSL 1.000 Verträge. Von wann waren die? 2000? 2002? Und nur mit der Stärke Gemeinschaft und der Unterstützung eines IT-affinen Stadtrats aus diesem Ort konnte man erreichen, dass zumindest die alten Preise mal angepasst wurden. Dann hat man - wie bei euch - einen Informationsabend angeboten. Dreiviertel der Ortschaft war vor Ort - Aufbruchsstimmung, quasi. Da wurden paradiesische Perspektiven aufgezeigt und attraktive Kostenmodelle präsentiert.

Das Ganze ist jetzt schon 5 Jahre her und Glasfaser gibt es immer noch nicht, weil kein Anbieter sich traut, den ersten Schritt zu gehen: die Straßen aufreißen zu lassen und das Kabel zu verlegen. In dem Moment, in dem das passiert, so wird befürchtet, hängen sich andere Anbieter dran und lassen ein eigenes Netz verlegen, um dem Pionier keine Nutzungsgebühren zahlen zu müssen. Ich hatte das immer für Blödsinn gehalten, habe dann aber mal im Fernsehen einen Bericht gesehen, so dass das gar nicht so abwegig ist. Dabei ging es allerdings um ein Dorf, das schon seit 3 Jahren ans Glasfasernetz angeschlossen ist, die Haushalte aber nicht, weil die Telekom fürchtet, dass Unitymedia Verträge abgreift (oder umgekehrt, das weiß ich nicht mehr), sobald die das Netz aktiv schalten. Das wollten sie wohl nicht, weil sich der Ausbau sonst nicht getragen hätte. Was für ein kurzsichtiger Schwachsinn! Natürlich war niemand zu einem Statement bereit und schob es per E-Mail auf "laufenden politisch-wirtschaftlichen Differenzen" mit der Straßenbaugesellschaft". Diese wiederum gehörte der Stadtverwaltung an und dort wusste man nichts von irgendwelchen Differenzen.

Wir hatten eine ähnliche Situation hier in Waltrop. Hier lag seit Jahren überall ein Unitymedia-eigenes Netz. Da hatte sich die Stadt vor einigen Jahren für eingesetzt und so kam es dann. Die Telekom hatte aber keinen Bock, den Ruf als Branchen-Primus zu riskieren und Unitymedia Abgaben zu zahlen, also mussten sie unbedingt NOCH MAL die halbe Stadt aufreißen, um ihr eigenes Netz zu verlegen. Wir hatten hier zwei Jahre lang in der ganzen Stadt Baustellen und in manchen Bereichen immer wieder Internetausfälle, weil bei den Bagger-Arbeiten Kabel durchtrennt wurden. Unitymedia hat dabei ziemlich an Ruf eingebüßt, weil sie natürlich den Hass abbekommen haben. Dass das gar nicht deren Schuld war, hat kaum jemand gesehen.

Wie weit wir doch in Deutschland wären, würden die wirtschaftlichen Interessen nicht den Fortschritt verhindern. Warum übernimmt der Staat nicht neutral die Finanzierung des Netzausbaus und lässt die Anbieter, die ihre Services dort anbieten wollen, Nutzungsgebühren zahlen? Dann zählt nicht mehr, wer vor wessen Mitnutzung Angst hat, sondern wer das bessere Produkt hat, das der Kunde sich aussucht.

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