Re:Coppelius
von Border am 22.12.10 um 23:30
Antwort auf: Re:Coppelius von Biberle

>>Allgemein sehe ich Dinge wie Subway To Sally, In Extremo oder auch Coppelius eher mit Verachtung entgegen. Wenn es Sünde wirklich gibt, dann ist sie genau hier zu finden. Diese Mittelalter-Kacke, vermischt mit dem, was sie als Metal bezeichnen und meist nichts weiter als ein Witz ist, geht mir gehörig auf den Sender. Aber ich will's ja niemandem madig machen. Was in Wacken gespielt wird, ist ja immerhin Metal :)
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>Ah, die reine Lehre... naja für Metaller ist alles außer Gitarre (und vielleicht noch den 5-euro-keyboards bei den Blackheads) ja eh ein Instrument aus dem Mittelalter. ;)
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>Aber da du ja der kenner bist: Hab mit gerade eben erst die Melechsch-Dingsbums angehört... war so, wie ich es erwartet habe. Für junge Leute voller Aggressionen bestimmt die richtige Musik und daher hats auch seine Daseinsberechtigung. Ich persönlich finds schlicht kacke, aber ist ja egal... was ich mich nur Frage: warum verwechseln diese neuen/jungen Bands ständig Lärm mit Härte? Weil wirklich hart ist das IMO nicht, unter "hart" verstehe ich eher die letzte Minute von Aereogrammes "dreams and Briges" oder als inzwischen unglaubliche 24 Jahre alter, unerreichter Höhepunkt Slayers "Reign in Blood". Das hier ist einfach nur sinnloses Lärmgebolze.

Ich denke, das ist die klassische Differenz in der Sichtweise zwischen Musikern und Konsumenten. Melechesh z.B. sind weiß Gott keine junge, harte Band. Die Jungs gibt's bald 20 Jahre. Natürlich ist jede Musik Geschmackssache, vor allem unter den Subgenres des Metal gibt es so viele Abarten und dementsprechend verschiedene Meinungen. Slayers Reign In Blood / Raining Blood war ein Album, das es kein zweites Mal hätte geben können. Vor allem heute nicht mehr. Es war seiner Zeit voraus und bot unvergleichbare Thrash-Abrissbirnen, die zu der Zeit einfach kaum jemand geliefert hat (mal ausgenommen Metallica, Exodus, Anthrax etc., aber selbst die waren im Vergleich Schoßhündchen). Slayer war halt das Böse in Person. Aus heutiger Sicht versprüht der Song immer noch dieselbe Aggressivität, weil man eben niemals die Meinung ablegt, dass dieser Song unsterblich ist.
Melechesh würde ich auch nicht unbedingt als sehr hart bezeichnen. Die Musik ist eine sehr ausgefeilte, da speziell auf bestimmte Dinge absgestimmt. Faszinierend ist dabei vor allem das, was zwischen den Zeilen und Takten passiert. Die verschiedenen, beinahe bereits vergessenen traditionellen Einflüsse aus einer eben ganz anderen Welt (im Vergleich mit deutschem 08/15-Mittelalterschwachsinn aber authentisch und unverflscht!)

Über Härte kann man sich streiten. Man müsste dazu natürlich definieren, wie man Härte allgemein definieren kann. Es gibt Bands, die sich ach so hart geben, vor allem im Death Core, Metalcore, auch im Black und Death Metal, was meiner Ansicht nach aber einfach nur Murks ist, der über ein Image transportiert wird. Die Musik ist oft uninspiriert und langweilig.
Für mich definiert sich die Härte oft über die transportierte Emotion. Der monotonste Black Metal Song kann unglaublich hart sein und der komplizierteste Technik-Kracher einfach nur langweilig. Beispiele für in meinen Augen harte Bands wären z.B. Nile, Origin, Necrophagist. Bei mir geht's aber absolut nicht im Härte, sondern um die perfkte Symbiose aus gewaltiger Klangkulisse, Inspiration, Musikalität etc.
Imperium Dekadenz, Farsot, Dark Fortress, Secrets Of The Moon, Swallow The Sun... das wären Beispiele für Musik, die ich genieße, ohne dass mir einer aufgrund irgendeiner Härte abgeht.

Wenn du Melechesh also für sinnlosen Krach hältst, dann ist das deine Meinung, die man akzeptieren muss. Ich halte es für verdammt gut überlegte Musik mit abwechslungsreichen Kompositionen, Inspiration und Wert.

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