Re:Seine Jörglangerigkeit mal wieder
von Besux am 13.02.14 um 17:45
Antwort auf: Re:Seine Jörglangerigkeit mal wieder von Snyder

>>Was unterscheidet mich von einem Buchautor, der Bezahlung für sein Werk will? Warum ist es zu verurteilen, wenn du dessen Bücher kopierst statt sie zu kaufen (=Raubkopie) aber wenn du meine Texte ohne zu zahlen (noch dazu auf von mir bezahlter Infrastruktur) konsumierst, hat das gefälligst verständlich zu sein?
>
>Ganz einfach: Ich zahle für deine Texte ohnehin nichts, du hast sie mir ja frei zur verfügung gestellt.

Nein, eben nicht. Du musst das Ansehen von Werbung nur als "Kosten" begreifen, das ist der "Preis". Wenn du im RSS Feed keine Werbung siehst, weil dort keine eingebaut ist, dann hab ich dir diese Möglichkeit zur Verfügung gestellt. Aber auf der Webseite habe ich ja bewusst Werbung eingebaut.

>Aaaber: du hast keinen Anspruch darauf. Das geht nämlich - auf die Spitze getrieben - in Richtung Gedankenpolizei.

Poah, den Sprung kann ich da jetzt nicht mal ansatzweise nachvollziehen. ;)

>Wenn dir das nicht passt, hättest du es mir nicht schenken dürfen, sondern es mir verkaufen müssen, so hättest du deine Vergütung sicher.

Ich habe gar nichts verschenkt. Ich habe es unter ganz bestimmten Bedingungen frei zugänglich gemacht. Großer Unterschied!

Um zu zeigen, dass freier Zugang und freie Nutzung nicht dasselbe sind ein anderes Beispiel: Nur weil du Zugriff darauf hast, übergeb ich dir (wenn nicht explizit anders angegeben) ja auch nicht das Recht, den Text woanders hochzuladen oder unter deinem Namen neu zu veröffentlichen. Auch das ist etwas, das ich gar nicht aus dem Copyright beziehe, sonder das eine moralische Selbstverständlichkeit ist. Es ist mein Text, es sind meine Bedingungen.

>>>Um dein Beispiel aufzugreifen: Jemand stellt sein Buch ins Netz (ob auf Bittorrent oder auf seine eigene Website ist hier nebensächlich), fordert aber, dass niemand mit Kapitel zwei beginnen darf, sondern jeder das erste Kapitel vollständig zu lesen hat (z.B. weil sein Mäzen als Bedingung macht, dass er Geld sieht).
>>
>>Das ist kein besonders logisches Szenario. Wer hätte was davon, dass das so passiert?
>
>Das ist aber haargenau das Szenario, das hier stattfindet. Buch->Website, Mäzen->Werbekunde. Ist ein grundlegendes Dilemma mit werbefinanzierten Inhalten - und ehrlich gesagt nicht wirklich neu...

Ja, bei zweiter Betrachtung ist es dasselbe Prinzip. IMO wäre das zu respektieren. Aber es ist extrem absurd und nutzlos. Es würde niemand tun. Und wenn doch, wäre er so schräg, dass ich mir von seinem Buch eh nicht viel erwarte. ;)

>>>Niemand erhöht sich hier moralisch -
>>
>>Doch. Will ja niemand mit Streamingseitennutzern und Raubkopierern und Pornoseitennutzern in einen Topf geworfen werden, weil das offensichtlich pfuibäh ist.
>
>Es ist nicht pfuibäh, sondern schlichtweg falsch.

Schau, solang den grundsätzlichen Widerspruch niemand mit Argumenten auflöst, wird die ständige Betonung, dass etwas "schlichtweg falsch" ist auch nicht überzeugender. Ich denke, ich hab hier eine sehr konsequente Denk- und Argumentationsweise dargelegt, in der das eben doch praktisch dasselbe ist.

Ein professionelles Medium stellt dir Texte frei zugänglich aber nicht gratis zur Verfügung. Der Preis ist keine Transaktion von Geld, sondern das Betrachten von Werbung. Du machst dich aber unmonetarisierbar mit deinem Adblocker - du vermeidest den Preis und damit die Bezahlung.

Nichts anderes tut jemand, der einen Film auf kino.to sieht. Er vermeidet einen Preis, konsumiert aber dennoch das Produkt.

>>>das ist eine verdammt arrogante Einstellung. Und was heißt hier Gefährdung? Die Leute könnten sich nämlich einfach entscheiden, die Seite gar nicht mehr zu besuchen.
>>
>>Ja, könnten sie. Dann wüsste man wenigstens, dass der Content nicht gut genug ist. Dass er gut genug ist, gelesen zu werden, aber nicht gut genug, um (womit auch immer) bezahlt zu werden, das ist die Krux. Was soll ich denn aus den Adblockern schließen? Dass der Preis zu hoch ist? Wie soll ich ihn verringern? Hätten die Adblocker gern noch Geld dafür, dass ich ihnen lesenswerten Content zur Verfügung stelle?
>
>Ganz unabhängig von prinzipiellen Überlegungen: Auf die Idee, dass für 99,9% der Konsumenten dieser Konnex nicht der Grund für die Adblocknutzung ist, bist du noch nicht gekommen?

Welche Rolle spielt der Grund? Was du in der Folge aufgezählt hast sind Dinge, die man jederzeit kritisieren kann (be my guest, ich tu es ja auch!). Aber sie sind nichts, was den Effekt von Adblockern auf Contentproduzenten beeinflusst (nämlich den Verdienstentgang).

Was du hier lieferst sind Rechtfertigungen. Aber sind Raubkopierer plötzlich keine Raubkopierer mehr, wenn sie zwar den Film eines Regiesseurs sehen wollen, aber den Film irgendwo runterladen, weil sie dem Studioleider kein Geld geben wollen, weil sie ihn für ein rassistisches Arschloch halten? Ich würde das für eine nachvollziehbare Argumentation halten, aber sie wären immer noch ziemlich Raubkopierer.

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