Assassin's Creed Unity (und Dead Kings)
von Singler am 15.03.15 um 12:31
Antwort auf: Was wird/wurde gespielt? - Nr1 von Mindeye

Nach längerer Pause (fast 3 Monate) hab ich vorgestern Unity beendet. Als bekennender AssiCreed-Fan, der bislang alle (bis auf Rogue) Assis hat und gespielt hat (Liberation spiele ich gerade), war Unity... nun, in vielerlei Hinsicht eine Überraschung

Pro:
- Kampfsystem bzw. Kontersystem: Nicht mehr übermächtige Kombos, wo man quasi mehreren Gegnern einen Insta-Death beschehrt (wie noch zbin AssiCreed 3), wenn man die Konter richtig timed.
- Atmosphäre: Wow, ernsthaft. In bislang keinem Open-World-Titel hatte ich auch nur ansatzweise das Gefühl, in einer "echten" Stadt zu sein - Unity hat es geschafft. In jeder Straße ist was los, tummeln sich Menschen, gehen ihrem Tagwerk nach, unterhalten sich, tanzen, bauen Barrikaden oder Demonstrieren. Es wird gelacht, gesungen, geflucht.... und wenn man in eine größere Straße einbiegt und dort stehen mehrere Hundert Passanten und demonstrieren, hat man echt das Gefühl, mittendrin zu sein. Die Architektur, der Sound, Texturen der Wände, Böden, Kleidung... alles wow. Mit Abstand - mit weiiiiitem Abstand - der AssiCreed-Teil mit der größten Immersion (wenn man einfach nur durch die Stadt läuft)
- eine riesige, dicht bebaute und abwechslungsreiche Stadt. Keine Inseln mehr (die auch hübsch waren), dafür etliche Stadtbezirke, die sich architektonisch, grafisch und durch den "Reichtum" der Einwohner unterscheiden. Man sieht, was die Nobelviertel sind und wo die einfachen Arbeiter wohnen
- Schleichmissionen gehen nicht gleich verloren, wenn man mal entdeckt wird. Solange das eigentliche Ziel nicht verschreckt wird, kann oft einfach die Wache, die einen entdeckte, ausschalten, ohne dass die Mission verloren geht.
- Hab ich die Architektur erwähnt? Die Kirchen - omg! Wer die Eingangsportale von Notre Dame kennt (zB von Fotos) und dann in Unity vor Notre Dame steht, glaubt seinen Augen kaum. Jeder der unzähligen Statuen wurden nachgebaut und in die Fassade eingefügt. Kein Lowpoly-Mist mit Normalmap-Getrickse, sondern alles sauber und ordentlich nachgebaut. Und das ist nicht das einzige Gebäude, das ein Augen-Öffner ist. Un-glaub-lich detailverliebte Gebäude, Straßen, Einrichtungsgegendstände und und und. Imo gibt es nichts vergleichbares, dass auch nur im Ansatz an die Detailversessenheit von Unity heranreicht - bis auf Far Cry 4 und seine Tempelanlagen.
- Viele schöne Nebenaufgaben. Alleine die Mord-Missionen waren großartig. Man trifft irgendwann auf Vidocq und der stößt einem auf zahlreiche Morde, die zu untersuchen sind. Man schaut sich die Opfer an, findet "beweise" bzw. Indizien und kann dann den oder die Verdächtige(n) der Tat bezichtigen - und sollte man falsch liegen, ist die Mission nicht gescheitert, sondern man bekommt einfach nur weniger Geld als Belohnung

Contra:
- Sammeln von Kisten. Ich sammel idR alles an Kisten auf, die man finden kann. Nur nicht in Unity, weil es schlicht zu viele sind, gefühlt 25.000. Das Problem dabei: Die Map sagt dir, wieviele Kisten es in einem Gebiet sind (zB 10) und man hat 9... die fehlende Kiste wird nicht angezeigt. Grund: Man muss sie tatsächlich "finden". Also läuft man durch die Straßen und hofft, dass sie als Icon irgendwo aufploppt. Das ist seeehr nervig. Vor allem, weil das auch für Nebenmissionen gilt. Ich habe trotz ewig langem "Durch den Bezirk-Gerenne" etliche Mordfälle nicht finden können. Zu viele Kisten, zu viel Gesuche.
- Keine "Echtwelt"-Interaktion mehr. Die Metastory von AssiCreed ist, dass man die Erinnerung eines Vorfahren nachempfindet. Man weiß aber NICHTS über die "reale" Person, nichts, wie und ob man zu Desmond Miles eine Verbindung hat. Auch wird der Hauptgrund (die Suche nach Edensplittern) nicht mehr thematisiert (bis auf die letzten 5 Minuten im Spiel).
- Man ist Assassine, hat aber ein eher gespaltenes Verhältnis zur Bruderschaft bzw. die zu uns. Man wird sogar aus der Bruderschaft ausgeschlossen, dennoch ist das Hauptquartier der Assassinen im Keller des von der Spielfigur im Besitz befindlichen Theaters. Und der "Ausschluss" aus der Bruderschaft war auch seeeehr seltsam inszeniert. Ich hatte eher das Gefühl, gefeuert zu werden, es gab sogar die zwei Wachen, die einen nach dem Gespräch mit dem "Management" vor die Tür setzten... fehlte nur noch der Hinweis, Schlüssel und Mitarbeiter-Schlüssel vor Verlassen der Einrichtung am Empfang abzugeben und sofort den Schreibtisch zu räumen.
- die Bugdichte am Anfang und noch heute. Am Anfang stürzte Unity ab, wenn man bestimmte Stadtteile betrat, die Performance war teilweise unterirdisch und es gab Gamestopper. Als das wurde im Laufe der Zeit gefixt bzw. verbessert. Gigantische Patches wurden aufgefahren, um uA die Performance zu verbessern. Patch 1.4 beispielsweise war fast 7 (Sieben!) Gigabyte groß und hat die Map ausgetauscht. Leider gibt es aber noch etliche Bugs in Nebenmissionen. Ich konnte zB nicht die Jagd nach den Fragmenten von Nostradamus nachgehen, weil ich irgendwann nicht mehr mit den Symbolen interagieren konnte. Gab zwar einen Workaround, aber der war mir zu nervig und die Missionsreihe zu unwichtig, um mir das zu geben. Und scheinbar hatten eh nur wenige dieses Problem.

Alles in allem ein großartiges Spiel (nachdem es durchgepatcht wurde), mit einigen Schwächen im Hauptmissions-Design.

8.5/10

Spiele gerade AssiCreed Liberty HD, die Portierung des Playstation Vita-Titels. Man merkt dem Spiel die Handheld-Herkunft an. Grafik, Steuerung, Gesamtpräsentation ist weitaus schwächer als alles, was nach AssiCreed Brotherhood kam. Dennoch ist es ein würdiges AssiCreed-Spiel und man hat es zum Abwechslung mal mit einem weiblichen Assassinen zu tun... was auch mal interessant ist. Macht zumindest Laune, wenn man nicht gerade eine Grafik-Hure ist.

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