Boardwalk Empire
von Matze am 27.03.15 um 07:58
Antwort auf: Der Serien Thread von Schallmauer

Nachdem ich beim ersten Anschauen "live" auf Sky irgendwo in der 2. Staffel in den Sack gehauen hatte und man mir mehrfach von mehreren Seiten versichert hat, dass ich die Serie meines Lebens verpasse, habe ich ihr jetzt nach ihrem Ende noch mal eine Chance gegeben. Diesmal natürlich etwas "konzentrierter" als eine Folge pro Woche wie bei der Sky-Ausstrahlung.

Eigentlich müsste das genau meine Serie sein. Gangster! Scorsese! Buscemi! Leider war das ganze für mich aber nur selten mehr als die Summe seiner Teile und das aus verschiedenen Gründen:

- Zu großer Cast. Es sind schon großartige Schauspieler dabei, deren Figuren einen auch interessieren; wenn einen eine Geschichte gerade so richtig geflasht hat und man unbedingt wissen wollte, wie sie weiter geht, kam es aber viel zu oft vor, dass die Figur erst drei Folgen später mal wieder fünf Minuten Screentime bekam.

- Zu wirre Handlung. Schon beim Pilotfilm überlegt man sich, wer da gerade wen aus welchen Gründen umbringt und das geht so weiter, weil es einfach zu viele "Fraktionen" gibt: New Jersey, New York, Chicago, Washington, Tampa...es ist nicht immer klar, wer da gerade mit wem Beef hat. Wer jetzt meint, ich hätte die Serie nicht verstanden, der möge mal die Kritiken von Alan Sepinwall dazu lesen, der hatte mit den gleichen Problemen zu kämpfen, konnte es sich im Gegensatz zu mir aber immer vom Showrunner erklären lassen.

Ein weiteres Problem ist die Vermischung aus realen und fiktiven Personen. Zwar war es eine gute Idee, aus dem realen Nucky Johnson einen Nucky Thompson zu machen, um dessen Geschichte frei erfinden zu können; es gibt aber trotzdem noch sehr viele reale Personen. Das nimmt dem ganzen teilweise deutlich die Spannung, weil man eben weiß, dass ein Al Capone irgendwann wegen Steuerhinterziehung einfährt und nicht 1922 in einer Schießerei stirbt. Lässt sich wohl nicht vermeiden, ist aber auch nicht hilfreich.

- Versenstes Ende. Nee, das war nix. Kein Ärgernis wie bei Lost aber auch nicht wirklich gut. Da man die in den vorherigen Staffeln sehr ausgeprägte "Villain of the year"-Struktur wohl vermeiden wollte, hat man in der verkürzten letzten Staffel Rückblenden eingebaut, die aber auch nicht so richtig zu etwas führen. Das Finale ist dann wirklich...meh.

Die Serie hat definitiv ihre Stärken, vor allem viele tolle Schauspieler und sehr liebevolle Details bis hin zu Nebenfiguren, die wirklich gelebt haben und von denen man einen Teil ihrer Geschichte mitbekommt. Bei mir reicht es aber insgesamt nicht für die Champions League der Serien und das ist bei den Möglichkeiten eigentlich ein Jammer.

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