Journey (PS3)
von Joschi am 08.06.15 um 20:44
Antwort auf: Was wird/wurde gespielt? - Nr1 von Mindeye

Gott, was hab ich das lange vor mir hergeschoben. Jetzt hat es doch noch geklappt. Ich konnte schon 2012 diese visuelle Überästhetik nicht ganz leiden. Und wenn dann noch alle davon schwärmen, krieg ich den Drang, lieber gar nicht einzusteigen, bevor mich der nächste slochmannige-hypetrain überrollt.

Jedenfalls bin ich dem Spiel eher kritisch gegenüber voreingenommen. Flower hat mich damals nicht gepackt, obwohl ich mehrere Making-Off Vorträge auf Fach-Konferenzen sehr gut fand.

Selbstverständlich muss ich anerkennen, dass Journey visuell wirklich gut gemacht ist, sehr ästhetisch und auch wirkungsvoll. Besonders herausragend finde ich, wie man durch Steuerung und Physik die Wahrnehmungswelt der Spielfigur übernimmt, mit all dem rumgeflowe.

Ich erkenne auch an, dass es emotional deutlichere Spuren hinterlässt, als manch anderes Spiel.

*SPOILER:
Vor allem das Ende vor dem Ende fand ich sehr berührend, also den Tod vor dem abschließendem zum Gipfel aufsteigen. Ersteres Erliegen am Berg in Eiseskältes hätte mir als Schlusspunkt wesentlich mehr Brusthaar gehabt, als diese Circle of Life Schwulsterei danach. Da hätte nur noch Elton John zu singen müssen und ich hätte specular lights gekotzt.
*SPOILERENDE

Replay-Value hat es für mich nicht, dazu ist die Welt leider nicht detailliert genug. Ein bisschen weniger Reduktion im Gameplay und mehr Zugänglichkeit für das Szenario mit Hintergrundgeschichte und wirklichen Informationen zu der dargestellten Kultur hätte ich interessant gefunden. So wirkt es für mich wie ein Bilderbuch, von dem ich den Text nicht lesen kann. Aber irgendwo gibt es diese Infos, die mich aber nicht erreichen.

Finde es ähnlich wie bei Vanishing of Ethan Carter oder auch Dear Esther enttäuschend, mit wieviel Aufwand äshtetische fremde Welten erschaffen werden, die dann kaum inhaltliche Substanz aufweisen und sich Gameplay-mäßig anfühlen wie ein Berg klebrige Zuckerwatte, lecker auf der Zunge, aber ohne Füllung zu hinterlassen. Man sollte diesen beschnittenen Disneyland Pimmel-Ansatz mal mit ein paar haarigen Euroäischen Detaileiern ergänzen. Aber gut, ich habe Witcher 3 noch nicht gespielt, das geht ja vielleicht in die Richtung. Mein Paradebeispiel fürs Eintauchen in fremde Welten MIT Gameplay ist immer noch Another World.

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