Castle
von Singler am 18.05.16 um 16:09
Antwort auf: Der Serien Thread von Schallmauer

Ich mochte die Serie "Castle". Ein leicht tollpatschiger Autor findet seine Muse in einer Polizistin, nutzt seine Bekanntheit, um ihr Partner zu werden und löst zusammen mit ihr Fälle, die meist recht interessant aufbaut waren und Castle immer mehr als genug Zeit boten, die unglaublichsten Falltheorien aufzustellen, die man sich nur denken kann. Und immer dann, wenn er mal Recht hatte, konnte man in den Nebencharakteren das Augenrollen erkennen, wissend, dass er darauf jetzt lange rumreiten wird.

Es gab tolle Nebencharaktere (Ryan & Esposito), es gab nervige Charaktere (Castles rothaarige Tochter, die nicht mal als Stichwortgeberin taugte) und es gab halt Castle und Beckett, die in den ersten Staffeln vor allem durch den Humor dafür sorgten, dass man gerne einschaltete.

Natürlich gab es auch immer diese... Anziehung zwischen beiden und auch davon lebte die Serie. Allerdings fanden sie dann zueinander und damit war zumindest die Storyline abgehakt, den nun ging es nicht mehr um das "sie umkreisen sich" sondern es wurde zu einem "Ehepaar Castle gegen die Verbrecherwelt" und spätestens mit Staffel 5 merkte man: Uff, den Autoren gehen die Ideen aus.

Danach hatte die Serie zwar noch Highlights, zwar noch genug, um am Ball zu bleiben aber halt zu wenige, um noch den Spaß zu erleben, den man Anfangs erlebte. Und dann gab es Erzählbögen, die... einfach... Ok,  Beispiel: Castle und Beckett wollen heiraten. Doch in der letzten Folge der Staffel, in dem geheiratet werden soll, wird Castle entführt... Am Anfang der nächsten Staffel wird er dann gefunden, irgendwo und man beginnt relativ halbherzig herauszufinden, was passiert ist. Sagen wir es mal so: erst in der letzten Staffel wird das Geheimnis ansatzweise gelüftet. Man weiß dann am Ende, was passiert ist, aber das "Wieso?" bleibt bestehen... vor allem das "Wieso lebt der noch?".

Nebenbei entpuppte sich, dass die beiden Hauptdarsteller nicht wirklich gut miteinander auskommen und man munkelte, dass die Schauspielerin von Beckett wohl mit Ende der 7. Staffel gehen würde, das aber noch nicht wirklich klar wäre. Das Ende der 7. Staffel sah also entsprechend so aus, dass Beckett mit Anfang der 8. Staffel also entweder wegzieht oder aber - sollten die Vertragsverhandlungen erfolgreich sein - bleibt. Letzteres war der Fall, dafür wurde dann aber eine andere Rolle geaxt und die Autoren nahmen sich die Gelegenheit, eine Situation zu konstruieren, die es ihnen erlaubt, die beiden Charaktere (und Schauspieler)  in doppelter Hinsicht zu trennen - privat (also das Ehepaar Castle) als auch auf Arbeit (Beckett wird Captain und ist damit nicht mehr sooo oft irgendwo vor Ort).

Lange Rede kurzer Sinn: Die Einschaltquoten stürzten und die Autoren mussten zusehen, dass alles wieder "gut" wird. Dann, im April, die Meldung: Vertrag der Hauptdarstellerin nicht verlängert, andere schon. Staffel 9 wird eine Halbstaffel blablabla. Viel Geschrei und Verwunderung, viel Diskussionen in Foren und und und ... nur damit dann ABC knapp  1 Woche vor der Ausstrahlung der letzten Folge verkünden kann: Ätsch, wir stellen die Serie ein. Die Serie endet jetzt mit der letzten Folge dieser Staffel.

Ich sags mal so: Die letzte Folge einer Serie ist nie zufriedenstellend. War die von Castle auch nicht wirklich, aber wenigstens gab es keinen Cliffhanger. Oder das Gefühl, Jahre verschwendet zu haben um dann mit einem Scheiss-Ende abgespeist zu werden. Sie war eine Cliffhanger-Folge, die die 9. Staffel einleiten sollte - doch die Macher waren pfiffig genug, am Ende noch ein paar Einstellungen ranzuschnippeln, die das ganze dann auflösten und das Ganze zu einem Ende brachten.

Jedenfalls: Castle ist durch und vorbei.

< antworten >