Ghost of a Tale
von Splunge am 24.07.18 um 11:27
Antwort auf: Was wird/wurde gespielt? - Nr1 von Mindeye

Was ist Ghost of a Tale doch für ein schönes Kleinod!

Entstanden aus einer Indigogo Kampagne und hauptsächlich in Eigenregie von Llionel Gallat (DreamWorks, Universal Pictures) mit Hilfe der Unity-Engine programmiert und designet. Trotzdem merkt man dem Spiel das geringe Budget und die überschaubare Teamgröße nicht an.
Die Level und Charaktere dieses Action-Adventures mit Rollenspielelementen sind so liebevoll und detailliert gestaltet, dass selbst manche AAA-Titel neidisch werden könnten. Es könnte auch ein DreamWorks Film sein.

Man spielt als Mäuserich Tilo, der sich nach dem Tod seines Sohnes und Trennung von seiner Frau im Gefängnis wiederfindet.
Der Ausbruch aus dem Gefängnis ist erst der Anfang zu einem 15-20-stündigen Abenteuer in einer von Ratten-Soldaten beherrschten kleinen mittelalterlichen Welt.
Das Areal in dem man sich bewegt ist zwar überschaubar, aber dafür umso detaillierter. Nach und nach entdeckt man neue Gebiete und findet immer wieder Abkürzungen, die man mangels Schnellreisesystem gerne in Anspruch nimmt.
Das gestapelte und verschachtelte Leveldesign erinnert ein wenig an Dark Souls.

Das Spiel nimmt einen nicht großartig an die Hand. Es gibt zwar ein hilfreiches Quest-Tagebuch, man wird aber nicht mittels Kartenmarkierung oder Kompass mit der Nase auf den nächsten Wegpunkt gestoßen.

Ein Inventar und eine handvoll Charakterwerte (Ausdauer, Geschwindigkeit, div. Schutz) gibt es auch, die Rollenspielelemente halten sich aber eher im Hintergrund. Viel mehr Wert wird auf das Erkunden und Entdecken der wunderschönen Landschaft (ja, ich wiederhole mich) und das Erfüllen von kleineren und größeren Aufgaben gelegt.

Ein wichtiger Aspekt des Spieles ist, dass das Spiel (fast) ohne Kämpfe auskommt. Vielmehr muss man sich mit Schleichen, Verstecken und Ablenken den Wachen entziehen. Später kann man sich dank Verkleidung als (kleine) Ratten-Wache ausgeben und ungestört herumlaufen. Verkleiden und das vorherige Zusammensuchen aller Kleidungsteile ist übrigens Bestandteil mancher Quests.

Das Spiel hat mich sehr beeindruckt und gefesselt. An der einen oder anderen Stelle hätte man sich noch etwas mehr Inhalt gewünscht, was aber mit Hinblick auf das Budget, die Teamgröße und den Detailgrad nachvollziehbar ist.
Ein weiterer, kleinerer Kritikpunkt ist, dass man sehr viel hin- und herlaufen muss. Die diversen Abkürzungen kommen da einem entgegen, aber das eine oder andere Mal steht man etwas verloren herum ohne genau zu wissen, wo es jetzt weitergeht. Also klappert man nochmal alles ab.

Insgesamt gebe ich 8-9 von 10 Mäusepfoten und hoffe auf eine Fortsetzung.

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