Re:Cybergrooming
von Border am 11.03.21 um 08:39
Antwort auf: Cybergrooming von Mindeye

>https://www.deskmodder.de/blog/2021/03/10/knuddels-ebay-kleinanzeigen-reagieren-auf-rtl-beitrag-zu-cybergrooming/
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>Von diesem Chatportal habe ich noch nie was gehört aber wundert mich jetzt nicht, dass es perverse Pisser anzieht. eBay Kleinanzeigen dagegen? Puh, ja, ich beneide heutige Eltern nicht darum, überall ein Auge draufhaben zu müssen.

„(...) Ein Armutszeugnis für das Internet.“

Was für eine Aussage. Gleich im nächsten Absatz folgt, dass Knuddels, eine Plattform, die sich primär an junges Publikum richtet, keinerlei Legitimation einfordert, um den Dienst nutzen zu können. Erweiterte Logik: wenn ein Kind mit einem nicht verkehrssicheren Fahrrad einen Unfall hat, gibt es dann Artikel mit der Zeile „Ein Armutszeugnis für die Fahrradindustrie.“?

Es gibt Dinge, die man nicht einfach auf andere schieben kann. Das Internet trägt wohl am wenigsten die Schuld daran. dass sich fiese Penner, die sich an Kindern vergehen, dort rumtreiben und die Möglichkeiten nutzen, die Website-Anbieter bereitstellen. Die Seiten-Anbieter, NICHT die Technologie Internet.

Knuddels war mir ein Begriff. Das Portal gab es afair schon zu Zeiten, in denen es noch Internet Cafés gab und wo Dinge wie Chat City noch in aller Munde waren. Die Ära der Chaträume halt. Als ich das erste Mal davon gehört habe, muss ich um die 20 gewesen sein. Also 2000 oder 2001 oder so. Und schon damals gab es überall in den Cafés entsprechenden Hinweise, man möge vorsichtig im Internet sein und gerade wenn Jugendliche zu Gange waren, hat die "Aufsicht" auch Fragen beantwortet oder sich Nachrichten angeschaut und empfohlen, das Fenster zu schließen oder Ähnliches. So war das jedenfalls dort, wo wir uns hin und wieder mit ein paar Leuten getroffen haben.

Scheinbar läuft das heute wie in den Kitas und Schulen: für die Erziehung sind alle verantwortlich, nur nicht die Eltern. Unsere Tochter wird zwar erst 5 und hat weder Kontakt zu Smartphones noch Tablets oder Computern, aber ich werde sehr wohl ein Auge darauf haben, wie sie das Internet nutzt und was sie dort so treibt. Natürlich kann man nicht zu 100% die Kontrolle haben, weil das eine grobe Verletzung der Privatsphäre des Kindes wäre, aber gesunde Erziehung und angeratene Vorsicht sollten schon den Großteil abdecken. Ganz wichtig: Skepsis. Mein Vater hat schon früher immer gesagt: "Wenn du keine Beweise hast, sei skeptisch, hinterfrage und recherchiere." Bis heute ein Grundsatz, den ich beibehalten habe.

Ich will die Fakten nicht schlecht reden und es gibt diese Scheiße definitiv... diese Menschen, die es auf Kinder und junge Jugendliche abgesehen haben. Aber es ist eben nicht die Schuld des Internets. Mit modernen Möglichkeiten folgen moderne Maßnahmen des Missbrauchs - das war schon immer und in jedem Bereich so. Nicht die Erfindung ist das Problem, sondern der unbedarfte oder unwissende Umgang damit und eben der Missbrauch.

Vom Thema insgesamt abgesehen: journalistisch vertraue ich RTL jetzt auch nicht wirklich. Ich habe den Bericht/die Sendung nicht gesehen, aber die RTL Gruppe hat so einige Macken und Methoden, die Bevölkerung zu lenken und Emotionen zu manipulieren. Als 100% faktisch würde ich da gar nichts betrachten. Hat bei mir in etwa denselben Status wie die BILD.
Dass es hier ein Problem gibt, ist bekannt. Und das seit mehr als 20 Jahren. Mich wundern die überraschten Reaktionen auf diese Sendung. Müsste man nicht eher titeln: "Hallo RTL und willkommen im Internet?"
Wenn Christian Pfeifer über Computerspiele spricht, hat das einen ähnlichen Charakter.

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