Re:Ich weiss nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll....
von Corben Dallas am 30.04.21 um 10:08
Antwort auf: Re:Ich weiss nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll.... von Border

>Die Banken sind teilweise dermaßen frustriert, dass sie für jeden Scheiß seitenweise Dokumentationen >schreiben müssen für Dinge, die über eine Automatisierung oder Digitalisierung komplett abseits >manueller Tätigkeiten laufen würden. Ein Beispiel: Legitimationen. Bedeutet: der Kunde kommt in die >Bank, schließt ein Geschäft ab und zur Legitimation wird beispielsweise sein Ausweis gescannt (und >in der Folge später im Backoffice geprüft). Dieser Prozess darf per Aufsichtsbehörde (die liebe >BaFin) nicht automatisiert werden. Es gibt Software, die den Prozess mit dem Scannen des Dokuments >vollständig automatisiert. Wird in etlichen Branchen eingesetzt und international ist das seit mehr >als 10 Jahren langweiliger Standard - die Banken hierzulande dürfen das aber nicht. Warum nicht? >Weil es noch niemanden gab, der der entsprechenden Lobby erklärt hat, was man alles geiles mit >>digitalisierten Legitimierungsdaten tun könnte. Sobald das jemand verstanden hat, wird das erlaubt >- mmw!

Als praktizierender Bankkaufmann kann ich das so durchaus bestätigen. Es ist unfassbar wie viele Regelungen und Vorschriften man mittlerweile für die einfachsten Bankgeschäfte beachten muss. Im Endeffekt wird das Geschäft mit dem normalen Privatkunden so kompliziert, dass es kaum noch ertragreich gestaltet werden kann. Das alles geschieht teilweise unter wirklich guten Absichten (Kundenschutz durch Datenschutz, Offenlegung der Kosten, Beratungsprotokolle, Dokumentation der Geschäfte etc) ist aber so aufwändig, dass es Kunden oft überfordert und für die Bank kaum noch Gewinn abwirft.

Jede Änderung von Preisen und AGBs müssen genauestens überlegt sein. Einsprüche von Kunden ausnahmslos regelkonform erfasst und rechtzeitig bearbeitet werden. Das ist soweit auch ok, aber wenn ich dann sehe, dass diese Regelung nicht für alle Institutionen gelten, bin ich nur noch frustriert. Beispiel: Unsere Straße wurde gerade offiziell "ersterschlossen" (60 Jahren nach dem Bau! Grund: sie dürfen ab 2021 keine Kosten für so eine Maßnahme mehr auf uns Bürger umlegen). Wir müssen das als Anrainer komplett zahlen, obwohl meine Großeltern bereits für die erste Teerdecke bezahlt haben und dann noch einmal eine 5-stellige Summe für den Kanal in den 80ern. Natürlich haben wir fristgerecht und auf eigene Kosten über einen Fachanwalt Einspruch erhoben. Im März ist dann die Abschlussrechnung reingeflattert. Und jetzt kommt: Sinngemäß stand da: "Leider konnten wir ihren Einspruch nicht weiterleiten, weil es im Landratsamt momentan niemanden gibt, der diesen bearbeiten kann. Deswegen ist er wirkungslos und ihr müsst zahlen. Ihr könnt gerne noch einmal Einspruch einlegen, aber wir wissen nicht wann und ob der überhaupt bearbeitet wird. Aufschiebende Wirkung hat dieser Einspruch nicht, also überweist bitte schnellstens das Geld!" Die versagen uns beinhart unser zugesagtes Recht. Laut Anwalt kann man da nicht viel machen, weil die Stadt weitestgehend nach Gutsherrenart schalten und walten kann wie sie will. Du kannst dir vorstellen, wie groß unser Hass aktuell ist.



>Vielleicht könnten wir ja für den Anfang die Insolvenzanträge und -verfahren digitalisieren. Ab Mai >werden wir das dringend brauchen.

Das wird sicher so kommen.

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