Re:Ich musste mich mein halbes Leben fürs Gaming schämen
von Border am 04.10.21 um 10:38
Antwort auf: Ich musste mich mein halbes Leben fürs Gaming schämen von Pascal Parvex

>Ich hatte gestern bei den Eltern am Abend ein Riesenwortgefecht mit meinem Vater. Er hat wohl gemeint, er könne mich wegen meiner politischen Ansichten (Linksgrün versiffter Gutmensch) bis zu seinem Lebensende als dumm und beschränkt hinstellen ("Überlege Mal, was du da sagst*" Mimimimi!).

Zunächst scheint dein Vater, höchstwahrscheinlich ein Anhänger der Demokratie, nicht gerade ein Freund dieser Demokratie bzw. der entsprechenden Gepflogenheiten zu sein. Politischer Diskurs besteht vor allem aus dem Austausch, dem Zuhören, Argumentieren, Diskutieren und am Ende aus Akzeptieren, Ablehnen oder Kompromissbereitschaft. Vor allem aber aus Toleranz. Dass er dir mit deinen Ansichten mit Beleidigungen kommt, zeugt davon, dass er dich auch sonst im Laufe deines/seines Lebens nicht wirklich als ernsten Gesprächspartner wahrgenommen hat. Wahrscheinlich, weil er eine heute recht veraltete, früher aber durchaus übliche Meinung vertritt: wer älter ist, hat unweigerlich Recht und lauter ist immer besser als freundlich. Ich schätze, das wäre ein Mann, mit dem ich in wenigen Minuten fertig wäre. Entweder, weil er laut wird, da ihm die Argumente fehlen oder weil ich beschließen würde, dass derlei Verhalten eigentlich in der späten Kinderstube abgelegt worden sein sollte...

Also schon mal vorab: das ist sicher keine gute Basis für eine Diskussion auf Augenhöhe, weil du in seinem Horizont als ernstzunehmender Gesprächspartner gar nicht auftauchst. Da dich das aber so beschäftigt und dazu animiert, in mehreren Foren einen langen, ausführlichen Beitrag zu verfassen, gehe ich mal davon aus, dass du dir insgeheim mehr Gemeinsamkeiten, mehr freundschaftlichen Austausch und unterm Strich mehr Akzeptanz und vielleicht auch väterliche Liebe von deinem alten Herrn erhoffst. An der Stelle würde ich jetzt einfach mal sagen, dass das nicht mehr passieren wird.

>Dabei habe ich damit nie angefangen, sondern immer er. Er hat das X-Mal schon gemacht, ist über die linken "Parasiten" (Seine Wortwahl), welche den ach so armen Reichen immer nur das Geld wegnehmen wollen, hergezogen. Ich war da immer defensiv, obwohl er mich natürlich jedes Mal persönlich getroffen hat. Gestern war aber das Fass voll.

Wenn du zulässt, dass ein verärgerter, alter Mann dich mit seinen vulgären Äußerungen trifft, sind da Emotionen im Spiel. Schuldgefühle, der Wunsch nach Akzeptanz (wie erwähnt), aber eben auch der Wunsch nach Selbstbestimmung. Sobald du dann aber Argumente bringst oder deinen Standpunkt untermauerst, wird du eben beleidigt und verbal überfahren. In dem Moment solltest du vielleicht darüber nachdenken, ob dein Vater sich überhaupt für deine Meinung interessiert oder ob er Familienzusammentreffen ausschließlich dafür nutzt, seine in seinen Augen einzige Wahrheit wie ein Patriarch unter das eigene Volk zu rühren. Solche Menschen gibt es und sie sind schrecklich. Ich habe jegliche Beziehung zu meiner Schwiegermutter abgebrochen, weil die genauso ist - und obendrein leider auch noch zu dumm, um aus dem Bus zu winken. Das betrifft aber nicht nur intellektuell Minderbemittelte, sondern eben allzu oft auch gelehrte, intelligente, sozial gutgestellte Menschen. Eine Frage des Charakters. Und die beantwortet sich hier ja recht flink. Natürlich sind das alles Mutmaßungen - ich kenne den guten Mann ja nicht. Aber es klingt eben so.

>So, jetzt zum Gamingbezug: Bin ich der einzige, der sich seine ganze Pubertät und darüber hinaus für seine Gamingleidenschaft schämen musste, ja fast als Aussätziger behandelt wurde?

Ich denke, dein „Nachteil“ war der direkte Vergleich, da deine Eltern mehr als ein Kind haben. Wenn wir mal zurückblicken in die 80er, dann waren Erfolg, Leistung, Bildung und sozialer Stand mit das Wichtigste, was man den Kindern mitgeben wollte. Leider oft durch eine strenge Entscheidungsgewalt über die Kinder und weniger über eine Erziehung hin zu selbstdenkenden, selbstständigen Individuen, denen man durch Motivation und als Vorbild diese Tugenden schmackhaft machen konnte. Deswegen haben deine Geschwister mit dem Klavierspielen und dem Interesse für Sport zwei Leidenschaften gewählt, die sozial anerkannt und etabliert waren - das Klavierspielen war da sogar noch die Elite kindlicher Interessen. Ich würde anhand der Beschreibung deines Vaters beinahe annehmen, dass deine Schwester EIGENTLICH gar kein so großes Interesse daran hatte und es sicher mehrfach Diskussionen darüber gab, ob sie heute WIRKLICH wieder zur Klavierstunde muss. Außerdem gehe ich mal davon aus, dass dein Vater selbst ein Fußballfan war. So war dein Bruder ziemlich fein raus und deine Schwester immerhin noch jemand, über den man im gesellschaftlichen Kreis sprechen konnte. „Oh, das Kind vom XY spielt Klavier. Das muss eine wirklich feine Familie sein.“ - das war so die Denkweise.

>Mein Vater ist mit meinem älteren Bruder früher mehr als einmal die rund 200 Kilometer (Ein Weg!) nach Sion im Wallis gefahren, um dort ein Spiel der Lieblingsmannschaft Sion (Sitten) anschauen zu gehen.

Wie gesagt... deckungsgleiche Interessen ODER akzeptable Interessen, denn Sport ist gesellschaftlich unbedenklich.

>Es wäre ihm aber scheinbar nie in den Sinn gekommen, mit mir auf eine Computermesse zu fahren, jedenfalls stelle ich mir das so vor.

Das wird wohl so gewesen sein, sonst wäre es ja mal vorgekommen.
Ich denke, dass dein Vater einen Computer ausschließlich als erzwungenes Übel im Rahmen der Arbeit oder für den Hausgebrauch betrachtet hat. War er vielleicht auch jemand, der sich in den öffentlich rechtlichen Programmen aufhielt und selten darüber hinaus? Schaue dir mal Dokus aus den frühen 80ern über Computer an. Der Prototyp eines Computerfachmanns war ein blasser, bebrillter, unterernährter Kerl mit fettigen Haaren, Pickeln und schräger Ausdrucksweise. Dein Vater hatte eine Meinung zu dem Thema noch bevor du das Thema überhaupt angeschnitten hast.

Kurzer Ausflug zu mir:
Mein Vater war EDV-Leiter und somit ganztags umringt von Comnputern und entsprechender Technik. Das Team-Büro war ab Ende der 70er Umschlagplatz für Computerspiele aller Art. Ich habe mit 5 am C64 gespielt, 1986 kam der Amiga 500 dazu und der erste PC (80386) stand 1988 zu Hause. Zu der Zeit kostete so ein Ding noch ein halbes Vermögen. Mein Vater war aber jemand, dem es wichtig war, dass seine Kinder die zukunftsweisende Technologie erst kennen- und dann beherrschen lernen. Der Kerl hat zu Hause für uns Kinder Lehrstunden für den scheiß Videorekorder, die Sat-Schüssel und die Stereoanlage abgehalten - inklusive praktischem Abschlusstest, der dann immer die Qualifikation belegen sollte, dass wir allein und ohne Aufsicht die Geräte bedienen durften. Und so war es auch mit dem PC. MS DOS fand ich - gerade in der zweiten Klasse - noch recht schwer, aber wir hatten einen Zettel, auf dem in Großbuchstaben alle Befehle mit der entsprechenden Bedeutung standen. In rot waren Dinge geschrieben, die destruktiv waren - also Formatierungen, Löschungen etc.
So habe ich irgendwann gelernt, wie ich über DOS ein Spiel zum Laden bringe. Nicht etwa, um dann stundenlang verwahrlos vor der Kiste zu sitzen, sondern um mit meinem Vater gemeinsam diese "Welt" zu entdecken. Das war ein wenig nach dem Motto. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ - also erst den ganzen Konfigurationskrempel und dann zocken. Das war schon beim Amiga und beim C64 so. Da gab es kein „Das ist kaputt“ oder „Das lädt nicht“. Da musste dann ergründet werden, warum das so war.
Kurzum: für meinen Vater waren wir keine pickligen Nerds, die Ihre Zeit vertun würden, sondern zukunftsorientierte Kinder, die irgendwann dieses Wissen nutzen würden. Und dennoch: in meinem Umfeld habe ich oft dieselben Erfahrungen gemacht wie du. Freunde meiner Eltern fragten, ob dieses Ballern denn gut fürs Gehirn sei. Lehrer in der Schule fragten mich, was denn meine Mutter dazu sagte, wenn ich mir diesen Schund reinziehen würde (gemeint war z. B. die Amiga Joker). Die Kinder in unserem Dorf hatten alle keinen Computer. Daher war ich natürlich der Sonderling. ABER ich habe Wiesen, Bäume und Bäche _immer_ dem Computer vorgezogen. Ich war jeden Tag draußen, bis es dunkel wurde. Meine Zeit am Computer begann immer erst nach dem Abendessen für die Zeit, bis es ins Bett ging. Wenn ich Freunden erzählte, was ich für ein cooles Spiel spielte, gab es die gleichen Reaktionen wie bei dir. „Das interessiert keine Sau, was du da machst, Computerfreak!“
Irgendwann zog ein Junge mit seiner Familie ins Dorf. Er war zwei Jahre jünger als ich und man sah ihn eigentlich nie. Er wurde von anderen gehänselt, weil man ihm unterstellte, dass er ein Sonderling sei und nur zu Hause sitze, weil er Angst vor dem Tageslicht hätte etc.
Im Schulbus kramte er irgendwann ein Spielemagazin aus der Tasche und fing an zu blättern. Ich bin natürlich sofort hin und plötzlich sprudelte es aus uns heraus, welche Spiele wie geil waren und welche absoluter Müll und warum der Soundblaster so viel besser war als alles jemals zuvor. Mit dem Kerl habe ich dann in Silent Service den Spaß meines Lebens gehabt. Wir haben an regnerischen Nachmittagen (die anderen Tage gehörten nach wie vor dem Spielen in der Natur) stundenlang Schiffe gejagt und versucht, sie günstig zu erwischen. Das waren verdammt spannende Nachmittage.

Schließlich habe ich dann irgendwann ganz von allein mehr und mehr das Interesse an Spielen und Computern verloren. Von 1994 bis 2002 habe ich einen PC eigentlich nur für Briefe oder Bewerbungen etc. benutzt. Erst danach ging es mit dem Internet langsam wieder los.

>Als ich ihn gefragt habe, ob er mir einen PC für einen Tausender kauft, hat er nein gesagt.

Im Vergleich zu den anderen Kindern war das in seinen Augen ja auch verschenktes Geld. Die Tochter konnte nach der Investition in Hocker und Klavier Musik machen, der Bruder war mit viel weniger Geld zufrieden, wenn er zum Fußball konnte. Aber du? 1.000 Franken nur für Ballerspiele? Ja, bist du denn verrückt!?

Bei uns gab es war sehr früh einen modernen PC, aber der war nie auf Spiele ausgelegt. Den Soundblaster zum Nachrüsten habe ich selbst von meinem Taschengeld und dem Geld, das ich mir zu Anlässen wünschte, bezahlt. Mein Vater sah es nicht ein, ein Gerät allein der Spiele wegen aufzustocken und dafür finanziell zu investieren. Er fand es aber gut, wenn ich den Wert des Geldes kennenlernte und kaufte, als ich das Geld zusammen hatte, mit mir auch die Soundkarte. Er kaufte in den frühen 80ern mit mir auch die 1MB Speicher-Erweiterung für den Amiga 500. Aber das war vom Geburtstags- und Weihnachtsgeld von den Opas und Omas. Den Betrag kenne ich nicht mehr, aber es war für mich als Kind nicht wenig. Der Kauf hat sich sogar wie ein Verbrechen angefühlt. Ich fuhr mit meinem Vater in Aachen in einen kleinen Laden. Düster, kaum beleuchtet, darin hinter einer Theke drei kettenrauchende Typen und in den Regalen überall Platinen, wirres Kabelgeflecht, mehrere Lötkolben auf einer Werkbank... ich fand's mega unheimlich. Heute fänd ich die Höhle wahrscheinlich richtig spannend. Da kauften wir die Speichererweiterung und mein Vater baute sie zu Hause ein. Ich konnte ENDLICH „Werner Flaschbier“ spielen. Meine Güte, war das scheiße... so 'ne Art Boulder Dash mit saufen oder so...

>Meine Computer und Konsolen habe ich allesamt selber bezahlt.

In meinem Freundeskreis wurde die erste Playstation damals total gehypet. In unserer Videothek gab es irgendwann 10 Stück von den Dingern. Man konnte sie entweder für 24 Stunden mieten oder für ein Wochenende. Das Wochenende kostete 10 DM, 24 Stunden kosteten 8 DM. Oft haben wir mit mehreren Leuten zusammengeschissen (jedes Spiel kostete auch 3 DM pro 24 Stunden) und uns die 20-25 DM pro Wochenende geteilt. Das muss so um 1996/1997 gewesen sein. Da war ich eigentlich ziemlich raus, aber diese Abende fand ich immer gut. Ich habe mir dann zu Weihnachten auch eine PSX gewünscht. War eine riesige Diskussion, weil mein Vater der Meinung war, dass eine Konsole kompletter Mist sei, weil das Ding ja ausschließlich für Spiele im Schrank stünde und eben nicht als Computer nutzbar wäre. Er fand die (ich glaube) 600 DM dafür so lächerlich, dass er jegliche weitere Diskussion verbot. Im Laufe des Jahres gab es die Diskussion dann immer mal wieder, aber er blieb hart. So habe ich mir durch Zeitungaustragen 1998 zum Geburtstag selbst eine PSX gekauft. Im Endeffekt eine der dümmsten Investitionen, die ich jemals von meinem eigenen Geld getätigt habe. Ich hatte 5 Spiele, hab das Ding ungefähr 20x benutzt und schon 1999 war's nur noch ein Staubfänger. Erst 2002 kam mein erster eigener PC, seit 2006 bin ich komplett auf macOS umgestiegen und erst Ende 2018 habe ich mir fürs Spielen noch mal einen PC gekauft. Das war ein altes ThinkCenter, 2020 dann einen aktuellen und vor ein paar Wochen dann die RTX 3070. Und auch heute Spiele ich relativ wenig. Vielleicht 1-2 Stunden die Woche.

>Während der 1990er Jahre waren PC-Spiele meine Leidenschaft. Und ich musste mich vor der ganzen Familie und dem Grossteil der restlichen Gesellschaft immer dafür schämen, weil ich wohl Computerspielesüchtig bin.

Das klingt dann aber auch eher so, als hätten sich deine Eltern für deine Leidenschaft geschämt und keine Gegenrede gestartet, wenn Freunde und Nachbarn mit den entsprechenden Vorurteilen um die Ecke kamen. Bei mir war's die gleiche Geschichte mit der Musik. Ich hatte lange Haare und stand auf Death und Black Metal. Ich war der Satanist im Dorf. ABER meine Eltern haben anderen Leuten, die mich verunglimpft haben, immer sowas gesagt wie „Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig. Sonst opfert er dich vielleicht auf dem Friedhof und isst eure Katze.“ Das war also eher locker und meine Eltern haben sich immer über die Nachbarn lustig gemacht, wenn mal wieder ein Gerücht im Umlauf war. Ach ja, und schwul war ich auch. Wegen der langen Haare. Dorf halt...

>Mein Diagonalnachbar hat mir auch eines Tages auf dem Schulweg sehr genervt zu verstehen gegeben, ich solle nicht immer nur über Computerspiele reden.
>[... hingegen musste das geniale Civilization (ich hatte es beim Diagonalnachbar gesehen und wusste sofort: Das muss ich haben) [...

Aha! Dann hast du diesen armen Kerl über die Jahre also mit deiner Sucht angesteckt? Nicht auszudenken, was aus diesem strammen, stolzen, jungen Schweizer einmal hätte werden können. Schäm dich!!1

>Ich konnte mit niemandem meine Leidenschaft teilen, musste immer so tun, als ob ich natürlich kein Computerfreak bin an gesellschaftlichen Anlässen.

Das ist etwas, das ich nicht nachvollziehen kann. Hat man dich denn nicht dazu erzogen, eine eigene Meinung zu haben und seine Interessen selbst zu wählen? Ich meine... die Eltern müssen ja nicht alles gutfinden und hier und da ist dann auch mal ein blöder Spruch gefallen, aber dass sie es mit ihrer Erziehung geschafft haben, dass du dich und deine Persönlichkeit komplett verstellen musst, ist jetzt nicht wirklich eine positive Errungenschaft. Ganz im Gegenteil.
Meine Eltern konnten mit meiner Musik und meinem Kleidungsstil auch nichts anfangen, haben das aber toleriert. Manchmal hat mein Vater auch interessiert gefragt, welche Band ich da gerade hörte. Ich denke nicht, dass es ihn wirklich interessiert hat, aber es war eine Interaktion, die mir gezeigt hat, dass er mich nicht ignoriert, sondern eine Leidenschaft fördert. Es war ihm tausendmal lieber als dass ich auf irgendwelchen Techno-Feten völlig zugedröhnt Gesichtskirmes veranstalte (da gab es mit der Nähe zu Holland bei uns so einige in meinem Alter, die komplett in Gras, Pillen und sonstigem Partyscheiß untergegangen sind. Manche von denen haben heute noch was am Helm und ziemlich konsequent ihr Leben mit der Scheiße versaut). Aber verstecken musste ich mich nie. Bei mir war dann eher das Gegenteil der Fall. Meine Eltern hörten eigentlich immer, dass die Leute überrascht seien, wie man sich mit mir unterhalten könne, obwohl ich ja „so“ war. Die meisten haben halt wirklich gedacht, dass man, wenn man schwarz trägt oder Lederjacken oder lange Haare hat, anderer Leute Katzen opfert und einen Blutpakt mit Satan schließt. Dabei schmecken Katzen eigentlich ganz gut und das mit dem Blut kann man ja auch wegwischen. Aber ich schweife ab...

>Jeder Depp starrt auf seinen mobilen Kommunikationscomputer, sehr wahrscheinlich auch die Klassenkameradin, welche sich damals nicht vorstellen konnte, soviel Zeit mit einem Computer zu verschwenden.

Das ist aber nichts, was man positiv bewerten sollte. Im Gegenteil. Ich schätze mal, dass es um die 80% der Leute, die Handy oder Notebook nicht beruflich nutzen und auch nicht spielen eher so ist, dass es nichts schlimmeres für sie gibt als Stille und Stillstand. Es muss immer gescrollt werden, es müssen alle Nachrichten und Updates bei Facebook verfolgt werden. Es darf nicht sein, dass es mal einen Moment ruhig ist. Nicht auszudenken, was man dann mit sich selbst anstellen müsste. Beschäftigung... ABER WOMIT??!
Grauenhafte Entwicklung.

>Bin ich der einzige, dem es so ging?

Sicher nicht. Du bist auch sicher nicht der Einzige, der einen Vater mit einem derlei beschränkten Horizont hat. Bei mir war's durchaus liberaler, aber in Teilen eben auch mal streng oder ablehnend. Am Ende habe ich daraus aber wenigstens gelernt, dass man Dinge, die man haben will, selbst kaufen muss, wenn es keinen allgemeinen Nutzen für die übrigen „Haushaltsmitglieder“ gibt. Ich habe dadurch auch gelernt, dass Dinge, die man selbst kauft, einen ganz anderen Wert haben. Nicht auszudenken, wenn das Ding, auf das ich gerade 1,5 Jahre lang gespart habe, kaputtgeht, weil ich es nicht gut behandle.
Mein Vater war kein Heiliger und ich bin aus diversen Gründen bereits vor der Volljährigkeit ausgezogen (er war einer der Menschen, die meinten, es sei nur zum Besten für das Kind, wenn es mal eine ordentliche Tracht Prügel gibt), aber es gab eben Dinge in seiner Erziehung, die gar nicht so falsch waren. Neben vielen, vielen Dingen, die es gewiss waren...

>Mit Tokio Hotel ging es mir übrigens ähnlich

DAS ist ein anderes Kapitel. Zugegeben: da habe ich mich manchmal schon gefragt, was einen erwachsenen Mann dazu bewegt, sich mit einer Kinder-Pop-Band zu beschäftigen und eine derartige Leidenschaft zu entwickeln. Ich meine... du hast jeden Schnippsel von teilweise minderjährigen Jungs gesammelt. Das hat schon einen schrägen Beigeschmack. Ich verurteile nicht, ich beschreibe nur meine Beobachtungen - und die waren eben nicht ganz frei von Augenbrauenhochziehern...

Nach diesem ganzen Text von dir, erhalte ich aber auch eine Erklärung für das, was ich mich auch des Öfteren frage:
1. Spielt der Kerl überhaupt diese Spiele alle, die er da in 8K testet und
2. Glaubt er wirklich, dass es so viele Leute interessiert, ob X oder Y in 8K mit mehr als 20 FPS laufen?

Ich deute das jetzt in etwa so, dass du dir kaufst, was immer du willst und dir gönnst, was immer geht, weil du in deinem Reich sitzt und im Gedanken einen dicken Mittelfinger an das Familienoberhaupt sendest. In etwa: „Da, schau! Hier sitzt dein Sohn. Ja, DEIN SOHN, der Computer Nerd. Und ich habe Unmengen an Geld dafür ausgegeben, um absolut GAR NICHTS damit zu bewerkstelligen. Ich genieße meine Rente. für die DU zahlst, weil ICH ein linksgrünversiffter Parasit bin. Und ich finde das gut!“

War so der spontane Gedanke :)

>*Mein Vater meint wohl, obwohl ich in meinen bisherigen 42 Jahren Leben mehr Zeit zum Nachdenken, Studieren und Philosphieren hatte als er mit seinen 74 Jahren, ich hätte meine politischen Ansichten eines langweiligen Januarmorgens auf dem Klo aus meinem Arsch gezogen...

An der Stelle ein Rat: wenn du einer der Leute bist, die eine Empfehlung, toxische Menschen zu meiden mit einer Antwort kontern, die mit "Aber er ist ja nun mal mein Vater" beginnt, dann merke dir: das entschuldigt ihn nicht. Im Grunde kackt der Typ auch nur im Sitzen und wartet auf seinen Tod. Er hält offenbar nicht viel von dir und er scheut sich auch nicht, das zum Ausdruck zu bringen. Ich frage mich also: warum suchst du diese Nähe? Geschwister kann man auch abseits der Eltern treffen und deine Mutter kann auch dich besuchen. Lass den verärgerten, alten Mann doch einfach in Ruhe. Er hat offenbar vergessen, dass du sein Sohn bist. Hilf ihm einfach dabei, dich nicht und deine Ansichten nicht länger ertragen zu müssen. Offenbar störst du ihn ja sehr. Wäre doch schön, wenn der Mann sich in seinem Alter nicht mehr so aufregt.

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